Rund um die Reise Reiseberichte Transsib
Sibirien Urlaubsreise 2011
Unsere Reiseerlebnisse in Sibirien
Unsere Reise nach Sibirien begann am Flughafen Berlin-Schönefeld. Aufgeregt waren wir alle, denn geflogen sind wir das letzte Mal
vor 25 Jahren bzw. noch nie!
Dann ging es los bis Moskau-Sheremetjevo, wo wir dann umsteigen mussten. Dort bekamen wir die Gemütlichkeit der russischen Beamten
zu spüren. Erst standen wir in langen, langen Schlangen, die nur sehr langsam schrumpften, an der Passkontrolle an, und dann
warteten wir ca. ½ Stunde auf unser Gepäck . Ein Registrierungsformular wurde uns bereits im Flugzeug ausgehändigt. Allerdings
hatten wir nur Teil A ausgefüllt. Die Beamtin, die unseren Pass kontrollierte, war so freundlich und füllte Teil B für unseren Sohn
aus. Wir waren froh, als das Flugzeug der Fluggesellschaft Aeroflot endlich abhob in Richtung Irkutsk. Bald bekamen wir etwas zu
Trinken und zu Essen. Nach ca. 5 ½ Stunden landeten wir endlich bei strömendem Regen und Gewitter in Irkutsk.
Von einem Fahrer, der uns in unser Domizil bringen sollte, wurden wir abgeholt. Er wartete bereits auf uns. Nach ein paar
Formalitäten fuhren wir nach Irkutsk in den beginnenden Tag (es war 5.30 Uhr Irkutsker Zeit). Nach ca. 20 Minuten bog das Auto
in einen Hinterhof ein. Angekommen, stutzten wir erst einmal über die mit elektronischem Schloß gesicherte Panzertür. Als zweite
Tür kam die eigentliche Haustür zum Vorschein. Durch das Treppenhaus, beleuchtet durch eine Glühbirne, die direkt an der Leitung
angeschlossen war und sich weder an- noch ausschalten ließ, kamen wir zur Wohnungstür. Die Wohnung war ganz nett eingerichtet:
2 Schlafzimmer, Küche, Bad und Toilette. Wir wurden von unserer Gastgeberin Nadeshda herzlich begrüßt, und wir bekamen auch gleich
Tee und Kaffee.
Nachdem wir etwas geschlafen hatten, wollten wir uns die Stadt anschauen. Einen kleinen Stadtplan hatten wir bereits von dem
Fahrer bekommen. Es gibt dort sehenswerte Kirchen, Klöster und Kathedralen. Auch die alten Holzhäuser, teilweise restauriert, sind
hübsch anzusehen. Es gibt sogar ein "Fichtelberg-Restaurant", welches leider gerade geschlossen war. Im Jahr 2011 feierte die
Stadt ihr 350. Jubiläum. Aus diesem Grund war eine Bildergalerie im Zentrum aufgestellt. Sehenswert ist auch der riesige
Zentralmarkt, wo es viele Bäcker-, Fleisch-, Fisch-, Käsestände und auch viele Blumen zu kaufen gibt. Um den Markt herum boten die
Leute aus der Umgebung ihre Waren an. Viele frische Erdbeeren und Heidelbeeren standen zum Verkauf. Die Erdbeersaison hatte gerade
begonnen. Auch kleine Katzenbabys, Welpen und Kaninchen gab es in Käfigen zu kaufen, alles für den Haushalt ebenso.
Wir haben dort gleich für das Abendbrot eingekauft. Sogar frisch gezapftes, in Plastikflaschen abgefülltes bayerisches Faßbier
gab es! Und eine Verkäuferin freute sich riesig, als ich mit ein paar Wörtern russisch einkaufen wollte.
Am nächsten Morgen bereitete uns unsere Gastgeberin Nadeshda ein Frühstück mit "Bliny" (Eierkuchen), Marmelade, Salat und Kaffee
bzw. Tee. Dann wurden wir von Olga, unserer Reiseleiterin, abgeholt. Wir fuhren zu einem Vorort-Bahnhof. Dort stiegen wir in eine
"Elektritschka" (Vorort-Zug) ein und fuhren ca. 2,5 Stunden. Olga hatte uns während der Fahrt einiges über die Gegend zu erzählen.
An der kleinen Haltestelle "Tjemnaja Pad", an der wir ausstiegen, begann eine etwa zweistündige Wanderung quer durch den russischen
Birkenwald, über wackelige Brücken und rutschige Pfade bis zu dem kleinen Dorf Angasolka.
An einer kleinen Kapelle mit Blick auf den wunderschönen Baikalsee machten wir Picknick. Olga hatte für uns alle Proviant
mitgebracht und zauberte aus ihrem Rucksack ein kleines "Festessen". Nach der Stärkung liefen wir zu dem kleinen Bahnhof.
Der Zug ließ nicht lange auf sich warten. Er bestand aus einer Diesellok, zwei ehemaligen Transsib-Schlafwagen und einem Güterwagen,
der Post-, Gepäckwagen und rollender Supermarkt in einem war. Während der Fahrt erzählte uns die Reiseleiterin viel über den See,
die Eisenbahnstrecke und einige andere interessante Sachen. Uns blieb bei der Fahrt genügend Zeit, den See zu fotografieren,
die Landschaft zu bewundern und die Baikalrobben zu beobachten (was zu dieser Jahreszeit - Mitte Juli - sehr ungewöhnlich ist),
denn der "Bummelzug" fährt nur mit ca. 16 - 20 km/h. Nach 4 ½ Stunden kamen wir dann in Port Baikal an.
Bis zur Abfahrt der Fähre hatten wir noch etwas Zeit. Im restaurierten Bahnhofsgebäude befindet sich eine Ausstellung zur
Geschichte des Baikalsees und auf einem Abstellgleis steht eine alte Dampflok, die wir natürlich in Augenschein nehmen mussten.
Leider wollte das Museum gerade schließen. Also schauten wir uns im Ort ein bisschen um. Danach fuhren wir mit der Fähre nach
Listvjanka auf die andere Seite der Angara-Mündung. Dort angekommen, wurden wir mit einem Taxi ins Gästehaus gefahren. Es gab auch
gleich ein ganz leckeres Abendbrot mit gebratenem Omul, Reis und Salat.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Baikalmuseum (Limnologisches Museum), welches über Vegetation,
Tiere im und am See, Meeresforschung und Mineralien informiert. Außerdem gibt es mehrere Aquarien, in denen Fische und Krebse des
Sees in Gegenüberstellung mit einem afrikanischen See bewundert werden können. Auch die Baikalrobben konnten wir dort in Aktion
erleben. Es war sehr interessant, und Olga hatte viele Fragen zu beantworten.
Nach dem Museumsbesuch wanderten wir zu einem Aussichtspunkt, von dem man einen herrlichen Blick auf den großen See hat.
Bei gutem Wetter sieht man sogar die Berge am gegenüberliegenden Ufer. Für Wander-Muffel gibt es auch einen Sessellift, mit dem wir
wieder ins Tal fuhren. Tickets dafür mussten wir aber bereits im Tal kaufen. Unten angekommen, gingen wir natürlich erst einmal
an den "Strand". Das Wasser war sehr kalt , dennoch wollten wir es wagen und einen Badeversuch unternehmen. Es war sehr lustig.
Anschließend gingen wir durch den Ort und schauten uns natürlich auch den Markt an, auf dem es reichlich Fisch und Souvenirs zu
kaufen gab. Es war für uns sehr interessant zu sehen, wie die Leute dort wohnen. Da wurde ein Torpedo als Wasserfass genutzt,
dort räucherte eine Frau am Straßenrand Fisch und woanders wurde ein alter Bus wahrscheinlich als Gartenhaus genutzt, und wieder
woanders war ein altes Haus mit einer riesigen Satellitenschüssel zu sehen. Und Hundegebell war hinter jedem Zaun zu hören bzw.
zu sehen.
Der nächste Tag war leider nicht so sonnig und warm wie die bisherigen. Trotzdem zog es uns hinaus bis an den See. Nach dem Mittag
(am See) fuhren wir mit dem Bus zurück nach Irkutsk. Wir hatten uns erkundigt, ob es noch etwas Sehenswertes anzuschauen gibt,
da uns noch einige Stunden Zeit blieben. Olga, die eigentlich ihren freien Tag hatte, führte uns durch das Freilichtmuseum Tal'zy,
das auf dem Weg nach Irkutsk liegt. Es stellt sehr anschaulich die Lebensweise einer alten sibirischen Siedlung durch die dort
ausgestellten alten Holzhäuser, Teile der Stadtmauer, einer kleinen Kapelle etc. dar. Auch eine Burjatensiedlung mit dazugehörigem
Kamel ist zu bewundern. Wir erfuhren einiges über das Leben der Burjaten und der Anhänger des Schamanismus.
Da uns alle sagten, dass es in den Zügen der Transsib, mit der wir ja anschließend fahren wollen, keine andere Möglichkeit als den
Speisewagen zur Stärkung gibt, kauften wir am Stadtrand von Irkutsk in einem Supermarkt ein. Auch dort war Olga uns eine Hilfe bei
der Überwindung der Sprachschwierigkeiten. Zu unserer großen Überraschung entdeckten wir dort auch deutsche Waren und sogar Bier
aus einer Privatbrauerei in Bamberg!
Als wir am Bahnhof von Irkutsk ankamen, blieb uns noch genug Zeit für ein Eis und eine kurze Besichtigung des Bahnhofes,
bis unser Zug Richtung Novosibirsk abfuhr. Olga begleitete uns noch bis ins Abteil und dann verabschiedeten wir uns. Kurz nach
Abfahrt unseres Zuges Nr. 7 wurde zu unserer Überraschung kostenlos Abendessen mit einem Wägelchen ausgeteilt.
Da hatten wir unseren Einkauf fast umsonst gemacht! Wer hätte das gedacht! Wir machten es uns in dem Abteil mit 4 Betten gemütlich.
Langsam rätselten wir, wer denn noch den vierten Platz im Abteil bekommen würde. Aber der Platz blieb die ganze Fahrt über frei.
An größeren Bahnhöfen hielt der Zug länger, um Lokpersonal oder die Lok zu wechseln. Eine der zwei Toiletten im Wagen wird bei
längeren Halten abgeschlossen. Die Biotoilette, die ein ganz kleines Schild an der Tür hatte, bleibt allerdings immer offen.
Ein Fahrplan mit allen Halten und den Aufenthaltszeiten dazu hängt im Wagen aus. ACHTUNG: wer an größeren Bahnhöfen aussteigt,
sollte auf die Uhr sehen, denn der Zug fährt ohne Pfeifsignal ab! Unser Provodnik hatte aber immer ein Auge auf seine "Schäfchen"
und scheuchte uns vor der Abfahrt in den Wagen. Wir hatten gehofft, uns ein paar Piroggen von den Frauen am Bahnsteig kaufen zu
können, was aber leider nicht der Fall war. Es war einfach niemand da.
Ansonsten ist die Zugfahrt alles andere als langweilig. Es gibt immer irgendetwas Interessantes: einen langen Güterzug, der
vorbeifährt, wunderschöne Landschaft, Birkenwälder, interessante Ortschaften mit ihren Datschen, einen Provodnik, der unter unseren
Füßen den Staubsauger "schwingt"...Und in jedem Wagen gibt es immer heißes Wasser aus dem Samowar für einen Tee oder Kaffee.
Mittags gab es wieder Verpflegung durch das Zugpersonal. Überpünktlich traf der Zug in Novosibirsk ein. Das Bahnhofsgebäude ist sehr
imposant. Mit Sicherheitspersonal wie am Flughafen, Ledersessel im Wartesaal und riesigen Kronleuchtern an der Decke, Marmorfußboden,
der blitzblank war und vielen Bahnsteigen. Leider darf das Bahnhofsinnere nicht fotografiert werden.
Wir blieben in Novosibirsk drei Tage bei Freunden, die uns ihre Stadt näher brachten. Wir sahen das größte Opernhaus Russlands,
die Philharmonie, diverse kleine und große Museen und Galerien, Parkanlage und viele Hochzeitspaare am Freitag. Außerdem besuchten
wir den Zoo, in dem es einen Liger (Kreuzung aus Löwe und Tiger) gibt. Für Eisenbahnfreunde gibt es außerhalb der Stadt ein
Eisenbahnmuseum, welches bequem mit dem Vorortzug zu erreichen ist (Haltestelle "???????" {Sejatjel} aussteigen).
Am letzten Tag legten wir einen U-Bahn-Tag ein. Alle 14 Stationen der U-Bahn-Linie haben wir uns angesehen. Und jede sieht völlig
anders aus!
Nach 9 Tagen ging es von Novosibirsk aus mit dem Flugzeug der Fluggesellschaft Aeroflot zurück bis Moskau und dann bis
Berlin-Schönefeld.
Die Zeit in Russland war leider viel zu schnell vorbei! Wir haben jedoch eine wundervolle Urlaubsreise als Gepäck mit nach Hause
genommen und werden sicherlich noch lange davon erzählen. Es war wirklich ein Erlebnis!
Wir danken allen, die uns diese Reise mitorganisiert haben.
Familie Liebscher
Wir bedanken uns bei Ihnen für die Einsendung Ihres Reiseberichts!