Rund um die Reise Reiseberichte Transsib
Transsib 2005
Warum Plumpsklo bei -25�C nichts mehr mit stillem Örtchen zu tun hat
Hallo ihr Lieben.
Eigentlich bin ich schon wieder zu Hause, aber der Frost sitzt mir immer noch in allen
Knochen.warum dann nicht doch noch schnell schreiben???
Der Anflug auf San Francisco ist immer eine recht abenteuerliche Geschichte und das erste
mal sehr, sehr beängstigend, weiß man doch nie sicher ob es die Maschine noch bis aufs
Festland schafft. Der Anflug auf Vladivostok, Sibirien ist noch viel, viel, viel, VIEL
schlimmer!!!!! Man segelt fröhlich über kahle Wälder, Schneebedeckte Höhen (klar dass es
da Bären und Wölfe gibt.gar keine Frage!!!), mehr Wälder, das Flugzeug sinkt.wo sinkt�s
denn bitte hin? Da ist nichts.aber trotzdem schön denkt man sich und schaut weiter in die
Wälder. Kein Haus, keine Strasse, kein Wegchen..SEIT STUNDEN!!!! Das Flugzeug
sinkt fröhlich weiter. WO bitte will das denn landen???? Da ist nichts! Langsam beunruhigt
rutscht man auf dem Sitz hin und her, der Sicherheitsgurt ist angeschnallt. viel zu fest, man
bekommt schon fast keine Luft mehr zum Atmen, das Flugzeug sinkt immer noch, schon
berührt man die Baumwipfel.das Ding wird ins nichts abstürzen und die Meldung wird
heißen: �Flugzeug im Sibirischen Winterwald abgestürzt.. Und damit für immer
verschwunden, sorry!�
Und wenn der Flieger dann wirklich Boden berührt und die Kuh ungestört weiter im Schnee
nach Gras sucht, erkennt man auch das �Rollfeld�.Ha, da ist tatsächlich
ETWAS.willkommen in Vladivostok!
Und wenn der erste Schreck die Knochen verlässt, bleibt da noch etwas kribbeliges: ich habe
mich schon in der Luft unendlich in Sibirien verliebt! Der stahl blaue Himmel, das kurze
braune Gras das trocken durch die dünne Schneedecke schaut, weiße Birken, vergessenes
gelb-braunes Laub, eiskalte, trockene, klare Luft, die alle Farben mit einem Zauber
überzieht.
Die sagenumwobene russische Einriese: Kann doch gar nicht so schlimm sein, und wenn
doch, setze ich halt meinen �klein, liebes Mädchen aus gut Deutschland�- Blick auf . jo, und
dann wurde schon mal der erste Mann vor mir ohne ersichtlichen Grund aus der
Warteschlange gezogen und abgeführt.hmmm, Mut sinkt um einige Zentimeter.ich bin die
Letzte in der Schlange (hab mich eben gleich wieder zielstrebig in die �Arschreie� angestellt,
gut gell??!), Herz klopft, Frau schaut mich an und fängt an auf russisch Geschichten zu
erzählen. Uhh, als erstes in meinem kopf nach russisch gekramt, alles leer! Dann nach Hilfe
gerufen. auf Englisch kam dann wo denn mein Ausreisekärtchen von Thailand sei.
WAAAAAAS??? Musste ich doch abgeben! Ja, ohne das könne sie mich nicht einreisen
lasen. (noch mal) WAAAAAAAAAAAAAAS???????, aber meine arme kleine Mutter will
mich doch hier treffen und ich werde erwartet und Herr Linnekuhl hat alles so gut organisiert
und ich kann doch gar nichts dafür wenn die mir das abnehmen. und. Da hatte sie schon den
Hörer in der Hand und schaut mich missmutig an und telefoniert und nickt und schaut mich
wieder an und dann in meinen Pass und dann legt sie auf und wählt neu und wieder Gerede
und Geschaue und ihre Miene wird immer finsterer und mein Herz rutscht immer tiefer und
plötzlich legt sie auf, packt eine Handvoll Stempel. es knallt ein paar dutzend mal. und ich
darf durch.ha, war doch easy, konnt� ich gerade noch schnell denken bevor ich schon vom
Herrn Wachtmeister am Arm ergriffen wurde und an den nächsten Schalter geschleppt. Und
wieder eine Menge Russisch von der ich nur die Hälfte verstanden habe.aber es ging darum,
dass Jana sehr russisch klingt und man deswegen von mir erwartet dass ich russisch
spreche.na, das kann ja heiter werden! .
Ich wurde von Igor abgeholt, mit Namensschildchen, klappte wie am Schnürchen! die Fahrt
nach Vladivostok dauert eine Stunde, 65km!...kein Wunder dass man von oben den Eindruck
bekommt man landet im Nichts. und auf die Frage ob es wirklich Wölfe und Bären gäbe
bekam ich die Antwort: �Klar, aber schlimmer sind eigentlich die Tiger, die kommen im
Winter in die Dörfer und fallen die Hunde an!� Ha suuper, da entscheid� ich mich doch gleich
mal spontan meine Bärenglocke aus zu packen!
Nüchtern gesehen ist Vladivostok nicht eine sehr schöne
Stadt...aber zum glück war ich ja nicht nüchtern. Zu viel Sonne, zu
viel blauer Himmel, zu viel frische Luft, zu viele versteckte
wunderschöne Winkel, Häuser, Plätze, goldene Kuppeln.Birken,
kahle Bäume, grau mit weiß und weiß und blau und gold.alles
dreht sich mir im Kopf, ich torkle verliebt durch die Strassen,
stromre durch die Kaufhäuser mit der Aufschrift �Produkty� in
denen ich meine Verkleidekiste ganz neu ausstatten könnte.. Es
riecht nach Waffeln, man kauft Eis am Stiel.bei -8�C!!!!
Bleiche Schönheiten, eingemummt in dicken weichen Pelz stöckeln
auf allen Varianten von Stiefeln über die kaputten Asphalt Treppen.
Plattenbauten und Werkkräne ragen in den blutroten
Abendhimmel.
Meine Gastmutter ist Armenierin, Elena, sie kocht ganz fantastisch (wenn das auch im
Geringsten nichts mehr mit Weight Watchers zu tun hat). Ich bekomme Blini zum Frühstück,
eine Handvoll Tipps was ich in Vladivostok sehen sollte und einen neuen Haarschnitt von
ihrer Schwester im Beautysaloon. Wenn es draußen dunkel wird, sitzen wir zusammen in der
Guten Stube und schauen russische Fehrnsehserien an..Damit fühle ich mich schon am
ersten Tag in Russland heimisch. wie könnte ich auch anders, wenn ich sogar schon meine
Lieblingsserie habe???!!!
Zwei Tage später hohle ich mit Igor meine Mutter am Flughafen ab. da
das Reiseteam jetzt vollständig ist, kann es ja losgehen. Der Abschied von
Elena fällt uns beiden sehr schwer, sie hat armenische Suppe gekocht.
vielleicht auch deswegen?!
Im Zug geht es von Vladivostok nach Ulan-Ude. mein Schulmädchen
Traum wird Wirklichkeit. Drei Nächte, vier Tage Zug.und meine Mutter
und ich haben das ganze Abteil für uns! (fast, wenn da nicht der kleine
Junge gewesen wäre der sich nicht daran störte das wir ihn kaum
verstanden und der auch nicht davor zurückscheute eine Stunde vor
verschlossener Türe zu stehen und lautstark um Einlass zu betteln.oh, und der Betrunkene,
der uns am liebsten gleich geheiratet hätte.). Die Bahn fährt langsam, man kann fast die
Schwellen mitzählen, die Landschaft zieht wie eine frostige Traumwelt an den beschlagenen
Fenstern vorbei: Weite karge Ebenen, mal mit Schnee, mal ohne, Birkenwälder, weiß, kleine
Dörfer aus Holzhütten, vereiste Wege, rattamm, rattamm, rattamm. Schminken wird zum
Erlebnis und Liedstrich ziehen zur Kunst, es schaukelt ständig ein bisschen. Der Zug hält.
Frühstückszeit!
Draußen ist es ein bisschen mehr als frostig.oder jedenfalls in der
Leinenhose und dem t-shirt das im Zug locker reicht.der
Schaffner sagt es ist -14�C. In Wollschal, dicke Fellmützen und
riesenhaften Boots eingemummte alte Weiblein tragen
Taschen und verkaufen in kleinen Plastiktütchen portioniert alles was
man sich wünschen könnte. Es gibt Verenike, Piroschki mit Kartoschki,
Kapusty und Posy. später sitzen wir wieder im Zug, haben die
Piroschki (mit Kohl oder Kartoffel gefüllte Hefeteigtaschen in Fett
ausgebacken) auf der Heizung noch mal schnell warm gemacht dazu gibt�s Kohl- und
Tomatensalat und Maultaschen mit Kartoffel gefüllt (Verenike).Natürlich hat mir meine
Mutter ziemlich oft gesagt das ich Besteck nicht vergessen soll (hab ich auch nicht, ist nur in
China geschimmelt und hat sich damit meiner Beliebtheit etwas entzogen).Stäbchen gehen
aber auch ganz prima und mit etwas Übung stellt auch Joghurt kein Problem mehr dar.
In Ulan-Ude werden wir am Bahnhof von Rada abgeholt, sie
ist Burjatin und Buddhistin. Ihr Vater war ein berühmter Dichter der Region und hat die
burjatische Hymne geschrieben. Die Stadt Ulan-Ude war ein Wintertram.viel Schnee,
richtig kalt UND sonnig. Lenins Kopf thront auf dem Platz wie im Bilderbuch, kleine
verzierte Holzhäuser mit Plumpsklo im Garten, Wasser kommt aus dem Dorfbrunnen und
muss in Zinnkesseln nach Hause getragen werden. (schlecht für alle Badefreunde!!).
Majestätische Herrenhäuser säumen die breite Hauptstrasse. Im Lamakloster, Ivolginsk
wehen Gebetsfahnen in Tannenbäumen, Gebetsmühlen mit dem Ohm Mene Peme Humm
drehen sich im Wind, die Sonne bringt den frischen Puderzuckerschnee zum glitzern, tausend
kleine Diamanten strahlen mit der Sonne selbst um die wette.Kühe suchen im Schnee nach
Gras.
Rada weiß sehr viel und es macht pass ihr zuzuhören, schade
dass wir nur einen Tag in Ulan Ude hatten!
Von Ulan-Ude geht es weiter nach Irkutsk.einen Tag lang am
Baikalsee entlang fahren um dann zum Langlauf aufzubrechen.
Der See ist riesig und so klar dass man vom Zug aus auf dem
Grund die Steine zählen kann. Vereiste Büsche stehen am
Ufer, ein Mann geht baden.nicht vorstellbar dass der See im
Januar komplett zufriert! Die Schneehöhe wechselt im
Halbstundentakt: Oh, mit so viel Schnee können wir locker
Langlaufen.hmm, gar kein Schnee, wenn nicht Langlaufen, dann sitzen wir eben vor dem
Hüttchen in der Sonne. oh, schau mal, wieder Schnee, vielleicht klappt es doch mit dem
Skifahren.ui, wieder kein Schnee, lesen ist auch klasse!....
In Irkutsk werden wir von zwei fröhlichen Männern erwartet, .. Alles klappt wider wie beim
Brezeln backen.im Auto schnell die Langlaufschuhe anprobiert und in die Unterkunft
gebracht. Diesmal haben wir eine Gastwohnung. Die Vermieterin wohnt im Haus nebenan
und erklärt uns wie das so ist mit den Familien in Russland: Man wohnt zusammen, ALLE!
Oma, Mutter, Kind, Enkel. man teilt Arbeit und Seelenleben auf diese Weise kann man
prima Strickmuster austauschen! Wie die �Westler� so vereinsamt leben stößt auf totales
Unverständnis. Wir bekommen auch erklärt, dass synthetische Jacken nichts gegen Kälte
nützen , nur Fell hilft zu schützen und trotzdem noch schick auszusehen.hmmm, um ehrlich
zu sein das stimmt, wir sahen immer wie frierende Waldschrats aus, während die russischen
Damen in ihren Mänteln stielvoll durch die Strassen wandelten. Außerdem erklärt sie uns das
Schlüsselsystem an der Haustüre: Es gibt vier Außenschlösser für die Eisentüre und zwei
Innenschlösser für die normale Haustüre, von der wir aber nur ein Schloss schließen
brauchen. Der erste Schlüssel wird dreimal rechts gedreht, der zweite vier mal links, der dritte
zwei mal rechts. wer da doch nach mal schnell aufs Klo will.uhjeee
Am morgen steht pünktlich unser Langlaufguide, Eugin vor der Türe. Voll ausgerüstet mit
Handschuhen und dicker Mütze und mehr Handschuhen und Wollsocken und natürlich Ski,
geht es los: Abfahrt in den Winterwald, Trude. Man muss beim Lockführer klingeln und ihm
sagen dass man aussteigen möchte, sonst hält der Zug nicht. Also, der Zug hält, wir springen
vom Trittbrett in die Tiefe. Der Zug fährt weiter. wir klettern über die Schienen einen Hang
hinauf.
Da war nichts. Kein Haus zu sehen. Nur Wald und ein Trampelpfad.. Dann ein Weg, und
schließlich ein paar kleine Holzhütten. auch unsere war
dabei. Zuerst muss eingefeuert werden, dann essen
gekocht. dann Ski gefahren!
Wer jetzt davon ausgeht das es im Sibirischen Winterwald
Loipe gibt.der is falsch! Da gibt es einen Weg! Mit
Wurzeln, Steinen, krumpelig, Laub.. Und da kann man
fahren. Mei, war das ein Gepurzel und Geschnatter und
Gelache. Und die Sonne
scheint warm und der
Schnee glitzert und es geht bergauf und bergab und es ist
still (abgesehen von meinem Gejuchze und Gezeter wenn
es so richtig bergab geht!!) und wenn man es am wenigsten
glaubt, kommt da von hinten ein Geräusper und ein anderer
Mitstreiter will vorbei. Wo der herkommt oder wo der hin
will blieb mir bis heute total verborgen, aber Eugin erklärt,
daß das hier das Top Skigebiet in Sibirien ist und tausende
von Menschen am Wochenende kommen um dort Lang zu
laufen.hmmm?????
Am zweiten Tag sind wir
schon Profis. wir machen uns
auf, den langen weg! Zu der
Hütte von den Freunden der
Eltern von Eugin. unterwegs
treffen wir noch seinen
Freund, der stapft mit uns durch das Dickicht mitten in den Wald.
Und als wir schon dachten wir wären verloren, steht da eine
Blockhütte, es brennt ein Feuer! (die zwei Männer waren
schneller und sehr fleißig!!! Gut das es Männer gibt!) sie kochen
von Quellwasser und Schrumpel-Aluminiumtopf heißen Tee mit
Beeren, es gibt lecker Butterstullen (und ein Keks).und eine
Schaukel. Das ist der Treffplatz für viele Familienfeste.. Mitten
im Wald und Eugin�s Mutter hat sich hier mal beim tanzen die Rippe gebrochen. hmmm, da
scheint es ja richtig zur Sache zu gehen.!!! (nur um hier auch mal ein bisschen Klatsch zu
erzählen) oh, und wir wurden gelobt, dass wir so weit gefahren sind (vor uns haben das nur
zwei geschafft, und die waren aus England und bei der Bundeswehr..und sie hatten
gemogelt, die Ski abgeschnallt und gelaufen)
Am Abend wurde die Banja (Sauna) eingeheizt. Und was gibt es schöneres als nach einem
Tag frischer Eisluft (eis, eis Luft!!) sich in eine heiße Sauna zu setzen und richtig zu
schwitzen. Um die Durchblutung anzuregen wird man mit Birkenzweigen abgeschlagen.die
im Mai gepflückt werden sollen.hatten wir aber nicht, Sibirische Tanne tut das aber auch
ganz gut und riecht. frisch und harzig und waldig und grün.. Gut! Als kalte Dusche wurde
Schnee benutzt. bei -25�C galt das als kalt, oder???
Oh, und da war noch die Sache mit dem Plumpsklo. Das stand weit draußen, hinter der
Banja. ein kleiner Pfad führte dorthin. und es zog! Wenn der Wind durch die Ritzen pfeift,
hat das Stille Örtchen nichts mehr mit Stillem Örtchen zu tun wo man gerne mal ein Weilchen
verstreichen lässt.da gilt: nur wer sich beeilt friert nicht fest!
Es war traurig die kleine Blockhütte im sibirischen Winterwald zu verlassen, bis heute das
absolute highlight der Russland Reise!
Von Irkutsk ging es wieder mit dem Zug nach Ekatarinburg, zwei Tage, eine Nacht. Vorbei
an Krasnojarsk, Novosibirsk, über den Ural der die Grenze zu Asien darstellt. Wir wurden
wieder am Bahnhof abgeholt und in eine Wohnung in der Stadt gebracht. Nach einer
Stadtbesichtigung, bei der uns kein einziges Denkmal und auch nicht das Mineralmuseum
erspart blieben (aber schöne gusseiserne Gitter hat die Stadt), haben wir uns das Ballett
Romeo und Julia angesehen. Kein großes Ballett, aber ein schönes Haus und schöne
Menschen. Die Karten haben 1.50� gekostet, der Preis war genau so eingeschränkt wie die
Sicht von unseren Sitzplätzen.
Von Ekatarinburg geht es weiter, die letzte Etappe
nach Moskau.
Die Landschaft hatte sich verändert, Hochmoore,
weite Ebenen, verraureifte Birken.
Fabrikschornsteine. Wir werden vom Zug abgeholt
und in Europas noch größtes Hotel Rossia am
Kremel gebracht. Und der Spaß begann.
Zum ersten mal im Hotel, deswegen auch zum
ersten mal Probleme wegen der Registrierung (die
wir nicht mehr beachtet hatten seit Vladivostok,
weil die Zeit immer viel zu knapp war, ups!) Also ohne Registrierung geht einchecken nicht,
wir müssen zur Polizei. Die gefunden müssen wir beide 50� zahlen. Euro nehmen sie nicht,
tauschen tun sie nicht, an der Rezeption auch nicht...Wechselhäuschen gesucht, gefunden,
wieder zur Polizei, die haben kein Rausgeld.also wieder zurück zur Wechselstube,
Kleingeld bekommen, alles ja immer mit stümper russisch. wieder zurück, Buße bezahlt,
zurück zum einchecken, ins Zimmer..puh, inzwischen waren stunden vergangen, aber wir
hatten etwas gelernt: Deutschland gut! Das hatte jedenfalls der Polizist gesagt.
Moskau: Nie habe ich mich so schäbig gefühlt. Top gestylte Frauen, Läden in denen die
Schuhe 600�+ kosten.Schon beim Schaufensterschoppen poppen die Augen aus dem Kopf,
solche Preise habe meine jungen Augen noch nie gesehen. Den Schwanz etwas eingezogen
kaufen wir uns eine Pflegemaske gegen Pickel und trockene Haut und ein Schaumbad.das
wir uns teilen..aber dafür im Gum, sehr stilvoll.!!!
Trotzdem ist Moskau eine wunderschöne Stadt. So viele Ecken mit Überraschungen, so viele
Unmöglichkeiten: Eine Kirche ist dort gebaut wo einmal Moskaus ganzjährliches Freibad
stand.eigentlich sollte dort eine Kirche gebaut werde, deshalb hatte man jedenfalls das
Fundament ausgegraben, aber dann kam der Sozialismus in die quere und man hat
beschlossen das Fundament mit Wasser zu füllen, und ganzjährlich auf 30�C zu heizen.. Im
Winter bei -30�C!!!! Das Kloster an Tschaikowskies
Schwanensee, der Kremel mit seinen vielen goldenen
Türmen und wunderschönen Kirchen und Wandgemälden,
die Glocke die 200t wiegt und nie geklungen hat, die bunte
Basilius Kathedrale von der man sich erzählt, dass dem
Baumeister die Augen ausgestochen wurden damit er nie
wieder so etwas schaffen könnte, die vielen, reich
verzierten Metro Stationen, wie Paläste mit Skulpturen und
Bildern die über zweispurige Rolltreppen tief unter der
Stadt zu erreichen sind, die sieben Hochhäuser die im Stalinschen Zuckerbäckerstil gebaut
sind und alle noch ihren roten Stern auf der Spitze tragen.
Wir waren in einem Gottesdienst. Man steht. Es wird gesungen, ohne Instrumente, nur Chor,
klar, einfach, unglaublich reinigend und schön. Der Priester kommt und geht, es werden
verschiedene Utensilien herbei getragen, es öffnet sich der Altar, es wird hell in der Kirche als
habe sich der Himmel geöffnet, es schließen sich die Türen, die Kirche wird wieder dunkel,
man hört die Priester von ferne, die Menschen verbeugen sich, man kommt und geht, man
betet.
Zu kurz war die Zeit auch in Moskau, schon nach eineinhalb Tagen werde
ich wieder abgeholt und zum Flughafen gefahren. er liegt weit draußen,
das ist üblich so in Russland, weil Maschinen nicht über Städte fliegen
durften, in der Stalin Zeit. Mein Fahrer erklärt mir, dass wir durch den
Stadtteil der Maffia fahren. Dort gibt es eine Kirche in der der berüchtigtste
Maffiaboss immer zum beten kam nachdem er wieder jemanden
umgebracht hatte. danach konnte er dann wieder gereinigt von seiner
Schuld losziehen. aber was ist daran schon komisch, russian maffia big
(und dabei lässt der gute Mann das Steuer los um mir zu zeigen wie groß die Maffia ist. auf
jeden Fall nimmt sie fast das ganze Auto ein.wie ich das so in dem Moment überblicken
kann), ganz Russland ist eine große Maffia!
Keine Probleme bei der Ausreise, schade eigentlich, das geht alles viel zu schnell und alles ist
schon wieder vorbei. Im Flieger nach Hause ziehen mir Bilder im Kopf vorbei, Bilder einer
Reise, eines Landes, Bilder von Menschen.
Russland ist für mich ein Land aus verzuckerten Bäumen, verzuckerten Weiten. Graue
Häuser, heruntergekommene Plattenbauten, Paläste, hohe vergoldete Gitter, Zwiebeltürme aus
blau und gold. Dörfer aus Holz mit Schnitzereien die zum Schutz oder als
Fruchtbarkeitssymbole angefertigt wurden, verschneite Strassen, schwarze, vermummte
Gestalten huschen zwischen den Bretterzäunen entlang. Seen und Flüsse zugefroren,
vermummte Gestalten kauern über winzigen Löchern auf dem Eis, fischen. Frauen ohne
zähne verkaufen Kohlsalat, fettiges Essen, Trockenfisch. Die Nasenflügel frieren fest, der
Wind zehrt an der Seele. der Zug hat sich dem Atem angepasst. Ein Land aus versteckten
Schönheiten, wie Schneekristalle.kalt, unnahbar, stolz, arm und romantisch, bitter kämpfend
um das Überleben auf einem Boden der sichtlich keine Bewohner haben möchte.
Und trotzdem habe ich mich gefühlt wie ein wertvoller Wattebausch. Vorsichtig von einer
Hand in die andere gereicht, unendlich beschützt von den Organisatoren, kein Übergang hat
gezuckelt, alles ging glatt, war liebevoll geplant und durchdacht, nie habe ich mich in einem
fremden Land so geborgen gefühlt, Danke!
Wir bedanken uns bei Ihnen für die Einsendung Ihres Reiseberichts!